
2016 DZG-Meeting at Kiel University (Press Release in German)
Wichtigste deutsche Zoologie-Konferenz an der Uni Kiel
450 Forschende aus allen Bereichen der Zoologie tagen noch bis Samstag in der Landeshauptstadt
Seit dem heutigen Mittwoch, 14. September, läuft die Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Bis einschließlich Samstag haben rund 450 deutschsprachige und internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Gelegenheit, sich bei der größten europäischen Konferenz im Bereich der Zoologie auszutauschen. Die DZG-Tagung hebt sich besonders durch ihr umfassendes, sämtliche Disziplinen rund um die zoologische Forschung einschließendes Programm hervor. So geht es um aktuelle Entwicklungen und neueste Forschungsergebnisse unter anderem aus der Evolutionsbiologie, Ökologie, Physiologie oder Neurobiologie.
Mit der 109. Jahrestagung in Kiel setzt die DZG in diesem Jahr ihre über 125-jährige Tradition bedeutender zoologischer Tagungen fort. Die Gesellschaft versteht sich als Dachorganisation aller Zoologinnen und Zoologen im deutschsprachigen Raum und hat sich zum Ziel gesetzt, Wissenschaft und Forschende in allen Fachbereichen der Zoologie gleichermaßen zu fördern.
„Unser Anliegen ist es insbesondere, unserem wissenschaftlichen Nachwuchs bessere Perspektiven zu eröffnen und das öffentliche Verständnis für die wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der zoologischen Grundlagenforschung zu befördern“, sagt DZG-Präsidentin Professorin Susanne Dobler.
Die Veranstaltung ist in insgesamt acht thematische Blöcke analog zu den fachlichen Sektionen der DZG unterteilt. Von besonderem Interesse sind der Hauptvortrag am Eröffnungstag und der öffentliche Abendvortrag am Donnerstag: Zu Beginn der Veranstaltung wird der renommierte US-amerikanische Symbiose-Experte Professor Seth Bordenstein von der Vanderbilt University unter dem Titel „Darwins Blind Spot“ faszinierende Einblicke in den von symbiotischen Mikroorganismen gesteuerten Artbildungsprozess höherer Lebewesen liefern. Ausdrücklich an die Kieler Bürgerinnen und Bürger richtet sich der Rostocker Bionik-Professor Fritz Olaf Lehmann am Donnerstagabend um 19:00 Uhr im Max Planck-Hörsaal des Physikzentrums der CAU: Unter dem Titel „Technik für übermorgen am Beispiel des Insektenflugs“ eröffnet Lehmann spannende Perspektiven auf die Welt der Bionik und ihre technischen Anwendungsmöglichkeiten.
Die jährliche Konferenz der DZG bietet damit ein disziplinübergreifendes Forum, das den Austausch zwischen den zunehmend spezialisierten Fachrichtungen nicht nur in der Zoologie erleichtert. Der Organisator der Tagung und stellvertretende DZG-Präsident Professor Thomas Bosch von der CAU sieht darin eine wichtige Herausforderung für die moderne lebenswissenschaftliche Forschung: „In den Naturwissenschaften und speziell in der Biologie müssen wir uns vom eingeengten Denken in den Grenzen der traditionellen Disziplinen lösen. Fortschritte in der Erforschung des Lebens in seiner ganzen Komplexität erfordern eine ganzheitliche Betrachtung seiner Prozesse, vielfältigen Einflüsse und Wechselwirkungen. Besonders die DZG-Tagung mit ihrem breiten Spektrum verschiedener Forschungsgebiete erlaubt es, dafür den Blick zu weiten und von Kolleginnen und Kollegen verschiedenster Expertise zu lernen.“
Von diesem Gedanken geleitet ist auch der seit Anfang 2016 an der CAU bestehende Sonderforschungsbereich (SFB) 1182 „Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen“. Sein Gegenstand ist die Erforschung des Zusammenspiels von Lebewesen mit ihren mikrobiellen Symbionten, das über Gesundheit oder Krankheit eines Lebewesens mitentscheidet. Das Verständnis dieser hochkomplexen Wechselwirkungen soll durch ein entsprechend transdisziplinäres Forschungskonzept gelingen. Gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH) finanziert der SFB 1182 die diesjährige Konferenz in Kiel mit. Teil der Veranstaltung ist auch ein vom Sonderforschungsbereich organisiertes Mini-Symposium, das unter dem Begriff „Symbiosen von Tieren und Mikroorganismen“ den revolutionären Forschungsgegenstand des SFB 1182 auf der großen Bühne der DZG-Tagung präsentiert.
Einen weiteren Höhepunkt der Tagung und zugleich ihren Abschluss bildet die Verleihung der Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille an den Evolutionsbiologen, Molekulargenetiker und Entwicklungsbiologen Professor Diethard Tautz am Freitagabend im Rathaus der Landeshauptstadt. Dieser bedeutendste Wissenschaftspreis der Zoologie im deutschsprachigen Raum ist mit 10.000 Euro dotiert. Alle zwei Jahre verleiht ihn die Deutsche Zoologische Gesellschaft für herausragende wissenschaftliche Lebenswerke, die mehrere biologische Disziplinen integrieren und von breiter Bedeutung sind. Tautz ist Direktor am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie (MPI) in Plön und wird für seine breiten Forschungsinteressen und Erfolge in den Bereichen molekulare Evolution, Entwicklungsbiologie und vergleichende Genomforschung geehrt.



